Mittwoch, 5. August 2009

Notwendigkeit und Sinn des Verzichtens


Wenn Sie immer alles kaufen, was Ihnen in den Sinn oder in die Finger kommt, weil es Ihnen einen Kick gibt, weil Sie denken: Das ist doch toll, das will ich auch haben. Dann verliert Ihr Leben schnell an Struktur und Sie wissen nicht mehr, was Ihnen wirklich Spaß macht. Dann wird das Einkaufen für Sie zu einer Ersatzbefriedigung, ohne dass Sie es merken. Sie verderben sich auch die Freude am Langfristigen, da Sie immer alles neu haben können. Hier müssen Sie Verzichten lernen.

Was machen Sie denn mit all den T-Shirts oder mit den CDs, die Sie sich im Vorübergehen kaufen. Das Ansehen, Anprobieren oder Anhören war noch toll. Damit zur Kasse zu gehen und es einzupacken war sicher auch gut und mit einer Vorfreude auf später verbunden. Was haben Sie aber dann Zuhause damit gemacht? Eventuell haben Sie es noch Ihrer Familie vorgeführt und dann auf Seite gelegt, wo es jetzt schon monatelang unbeachtet zwischen all den anderen Sachen herumliegt. Ihre Freude daran war hoch, aber nicht von langer Dauer.

Haben Sie auch schon mal im Geschäft gestanden und konnten sich nicht für eine Hose entscheiden? Ihnen haben alle beide gefallen. Alle beide passten. Sie brauchten aber nicht unbedingt zwei Hosen. Wenn Sie dann beide gekauft hatten, war Ihre Freude dann doppelt so hoch? Und hatte die Freude auch so lange gehalten? Waren denn nicht beide plötzlich gleichzeitig unmodern? Sie hätten sich entscheiden müssen für eine Hose. Verzichten müssen auf die zweite. Dieser Verzicht hätte Ihnen bares Geld gebracht, das Sie für etwas ganz Anderes hätten nutzen können. Und Sie hätten sich an der einen Hose mehr erfreuen können als diese Freude auf zwei Hosen aufzuteilen. Wir sind in eine Falle hineingetappt. Eine Falle, die uns unser eigenes Gehirn vorsetzt. Was passiert, ist das in ihrem Gehirn aus der Erziehung oder aus eigener Erfahrung Muster und Automatismen gespeichert werden. Diese Automatismen sollen Ihnen das Denken abnehmen, damit Sie Entscheidungen schneller durchführen können. Dies ist in vielen Fällen des Lebens auch sinnvoll, aber gerade durchs unüberlegte Geldausgeben haben wir uns häufig falsche Muster antrainiert und wir täten besser, wenn wir bewusst denken würden. Für den Fall der Hose könnten es sogar mehrere Muster sein, die sich überlagern. Das typische Männermuster: Das passt gerade so gut, warum soll ich später nochmal suchen und anprobieren. Einkaufen macht keinen Spaß. Oder das eher typische Frauenmuster: Wenn ich zwei verschiedene Hosen habe, dann passen auch meine anderen Sachen leichter dazu. Oder das bequeme Muster: Was soll ich mich jetzt entscheiden. Das mache ich dann Zuhause, wenn ich mich anziehen muss. Beide sind doch schön und ihren Preis wert. Oder das Sparmuster: Jetzt habe ich schon so ein tolles Schnäppchen gemacht. Wer weiß, wann ich eine solche Qualität wieder zu so einem guten Preis bekomme.

Das sind alles Automatismen, die Sie erkennen müssen und wo Sie sich bewusst machen sollten, ob Sie lieber bequem und unentschlossen das Falsche sparen. Sie sparen dann einfach an Entscheidungsfreude und Aktivität. Geld sparen Sie ja überhaupt nicht. Sie geben es aus. Verzicht wäre besser.

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