Mittwoch, 12. August 2009

Verzichten will gelernt sein - und gewollt


Warum verzichten wir so ungern? Wenn es uns doch nützt, auf Unsinniges und Wertloses zu verzichten, warum reagieren wir dann häufig so falsch? Das hat verschiedene Ursachen.

Zunächst liegt es an unserer menschlichen, oder sagen wir besser tierischen Natur. Alles was wir sofort bekommen können, das finden wir von Natur aus besser als alles Spätere. Wer weiß denn, ob wir später noch was bekommen? Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach! Vielleicht können wir den Spatz später ja noch eintauschen. Warum soll ich heute verzichten, damit es mir morgen vielleicht besser geht. Die Zukunft ist ungewiss. Alles das, was ich mir jetzt leiste, das nehme ich mit, das kann mir dann keiner mehr nehmen. Ich lebe jetzt und nicht morgen.

Dieses Verhalten, schnell zu nehmen was es gerade gibt ist sicher in vielen Fällen sinnvoll und wir wissen durch bewusstes Nachdenken auch, dass wir Vorsorgen müssen und dies
tun wir auch in gewissem Umfang. Aber dieser natürliche Trieb hat den fatalen Aspekt, dass alles, was wir schnell und einfach bekommen können automatisch eine hohe Wichtigkeit bekommt und all das, was später und schwieriger zu erreichen ist, erhält eine niedrige Wichtigkeit. Das ist aber nicht immer richtig. Ein Verzicht auf eine Ware heißt ja noch lange kein Verzicht auf einen hohen Wert. Und solange wir keine galoppierende Inflation haben, also von Monat zu Monat der Wert des Geldes stark an Wert verliert, können wir das Geld sogar gewinnbringend anlegen und uns später auch noch was dafür kaufen. Natürlich nur, wenn wir dabei nicht zu gierig sind und riskante Anlageformen wählen. Vielleicht bekommen wir mit dem angesparten Geld aber genau das, was uns wirklich wichtig ist. Zum Beispiel können wir ein Arbeitsleben lang weniger ausgeben als wir verdienen um mit fünfundfünfzig oder sechzig mit dem Arbeiten aufhören zu können. Natürlich nur, wenn das auch ein sehr hoher Wert für Sie ist.

Aber unser Problem ist, dass wir von Natur aus so triebhaft reagieren. So, als hätten wir das Geld und die Banken noch nicht erfunden und müssten immer das nehmen, was uns in die Hände kommt. Wir ticken so! Wir lassen uns deshalb auch so gerne immer von Neuem begeistern. Das ist unser Entdeckerblut. Wenn wir das Ersehnte dann haben, fällt unser Interesse rapide ab. Wir nehmen einfach das, was wir für unser Geld bekommen. Wir haben umsichtiges Kaufen nicht gelernt - viele, insbesondere unsere Kinder, sehen das Shoppen sogar als eine Art vergnüglichen Zeitvertreib an. Als Kind sind wir einfach mitgelaufen, haben zumeist das bekommen, was wir wollten und in der Schule war Einkaufen nie auf dem Stundenplan.

Jetzt stehen wir hilflos im Geschäft und unsere menschliche Veranlagung
befiehlt uns eine Ware umgehend und schnell zu kaufen und das Schnelle wird automatisch höher bewertet als das, was wir später erhalten könnten. Das was ich habe, habe ich erst mal. Das was ich später bekommen kann interessiert jetzt nicht so besonders.

Ein weiterer Grund, dass uns Verzichten so schwer fällt ist, dass wir durch Werbung, Schaufenster, Fernsehen und Internet vieles überall sehen und immer wieder hören und damit dieses für uns viel wertvoller ist als das, was wir ganz wenig oder überhaupt nicht kennen.

In unserer komplexen Wirtschaftswelt, die wir niemals durchschauen, allenfalls mit Großcomputern simulieren können, da ist es gar keine Hilfe, wenn wir auf kleine Reize sofort reagieren. Auf Reize wohlgemerkt, die man uns anerzogen und angeworben hat. Diese Reize müssen wir versuchen zu erkennen und bewusst wirksam bekämpfen. Am besten, indem wir neue, eigenbestimmte Reize antrainieren.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo, Ihr blog ist genau das Thema was mich seid längerer Zeit beschäftigt ...
Es bekräftigt mich mit dem Haben Wollen Denken ins Gericht zu gehen, mich zu hinterfragen ob es das schnelle Auto jetzt und heute sein muß... Danke

Helmut Friesdorf hat gesagt…

Vielleicht haben Sie ja neue Ideen oder auch Erfahrungen - pro und contra. Schreiben Sie das dann doch für andere nieder. Würde mich freuen.
Konkrete Beispiele sind immer interessant.