Sonntag, 12. Juli 2009

Hinein in die Fehlerspirale des Geldausgebens!

Ich kenne die Fehlerspirale des Geldausgebens aus eigener Erfahrung. Immer weiter treibt man hinein ins Geld verschwenden, man gewöhnt sich daran und es geht weiter, immer weiter. Wie bin ich selber denn da hineingeraten? Nach meinem Studium der Mathematik und Betriebswirtschaft verdiente ich verglichen mit meiner Studentenzeit, die ich durch Semesterarbeit, Ferienjobs und Nachhilfe finanzierte auf einmal so wahnsinnig viel Geld, dass ich mir erstmal gar keine Gedanken über Geld und Kosten machte. Ich habe dieses Geld sofort und problemlos Monat für Monat vollständig ausgegeben. Zuerst könnte man denken, das sei ja auch der Nachholbedarf, weil man vorher so wenig hatte - und ein paar Wünsche hatte ich ja schon! Aber Monat für Monat alles ausgeben? Ich habe mich dann auch noch, trotz der hohen Einnahmen und ganz ohne Not, für ein eigengenutztes Haus hoch verschuldet. Es kam doch alles wieder rein, so war das Argument. Und die anderen machen das auch so. Das ging immer weiter all die Jahre und alles so einfach und unmerklich, dass ich acht Jahre später nicht mehr nachvollziehen konnte, wie ich während des Studiums überhaupt hatte überleben können.

Ich hatte doch wahrlich genau das Richtige studiert um meine Einnahmen und Ausgaben genau berechnen und die Entscheidungen betriebswirtschaftlich richtig begründen zu können.
Aber Geldausgeben ist viel zu einfach, als dass man von alleine anfängt nachzudenken. Denken braucht einen Anreiz oder ein Problem. Ich hatte ja kein Problem. Ich vermutete, es müsse über die Jahre eben alles viel teurer geworden sein. Woher sollte ich denn die Preise kennen? Ich hatte doch den ganzen Tag genug zu tun mit meiner Arbeit! Aber ich wollte es dennoch genau wissen, und nach mehreren Monaten detaillierten Aufschreibens stellte sich heraus, dass nur weniges teurer geworden war. Meine Ausgaben hatten sich hauptsächlich erhöht für Dinge die ich zwar nicht unbedingt brauchte, die ich aber ganz gerne mochte und solche, die ich überhaupt nicht oder nicht in der hohen Qualität brauchte und die ich mit etwas Nachdenken und Nachsehen viel billiger bekommen hätte oder besser noch, überhaupt nicht gekauft hätte.

Ich hatte natürlich ein ganz tolles Argument. Ich konnte doch in einigen Stunden Arbeit mehr Geld verdienen, als ich mit mühsamem Preise vergleichen und lange Strecken zu unterschiedlichen Geschäften fahren, einsparen würde. Außerdem erhöhte die Arbeit ja auch noch das allseits geliebte Bruttosozialprodukt. Das war aber eine vollkommen unsinnige, ja sogar falsche Argumentation. Zum einen hätte ich bei weitem viel mehr eingespart als ich damals ahnte, es hätte zusätzlich Spaß gemacht und zum anderen hätte ich genauso gut einige Stunden Fernsehen dafür opfern können, kostenlos. Alles nur bequeme Ausreden!

Aus meiner Erinnerung weiß ich, dass ich während des Studiums gut gelebt hatte und dass ich kaum Urlaub hatte, insbesondere weil ich Urlaub nicht unbedingt brauchte. Ich war ohne Urlaub glücklich, weil mir mein Leben einfach rundum gefiel. Einmal im Jahr für zwei Wochen in Eifel, Westerwald oder Alpen reichten mir völlig. Ich hatte während der Studienzeit viel gearbeitet, aber nur das getan, was ich wirklich gerne tat und ich wusste, dass ich ausgesprochen glücklich war. Wie war das nur mit so wenig Geld möglich? Würde ich heute denn überhaupt noch so leben wollen? Gegenfrage: Warum nicht? Aber vielleicht findet sich auch eine gute Lösung zwischen diesen Extremen.

Bei meinem ersten Kassensturz damals hatte ich zwar einige meiner Fehler bemerkt. Ich bin sie aber nicht angegangen. Ich hatte leider nicht meine wirklichen Bedürfnisse herausgearbeitet und ich habe meinen Ausgaben auch keine Grenzen gesetzt. Ich hatte mir kein Budget gegeben. Gar keine Rede davon, überhaupt etwas gezielt zu ändern und auf etwas Bestimmtes zu verzichten. Es ist immer extrem schwierig sich seine Unmäßigkeitsfehler auszutreiben, wenn es einem selbst doch noch recht gut geht. So ist das mit jeder Unmäßigkeit, ob Rauchen, Alkohol, Fettsucht oder Bewegungsmuffelei. Viele fangen erst mit dem Ändern an, wenn es schon zu spät ist, wenn die ersten wirklich schwerwiegenden Behinderungen auftreten.

Mit meiner Einstellung damals konnte ich natürlich nicht gewinnen und ich bin auch nicht aus der Fehlerspirale herausgekommen. Mir war das Problem zwar bewußt, ich konnte sogar in etwa ahnen, wie man da herauskommt. Aber mir fehlte zum einen der Wille, den man braucht, um aus einer bequemen Position herauszukommen, der Anstoß, die Kraft, um die Trägheit zu überwinden. Und es fehlte mir das Wissen, wie ich es denn nun machen sollte. Erst ein viel späterer, sehr bewusster und strukturierter Ansatz hat mich vor weiteren Fehlern bewahrt und mir dadurch enorme Freiheiten beschert.

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