Samstag, 18. Juli 2009

Wer hat, der kann ja verschwenden!

Während meiner langjährigen Arbeit in einem internationalen Großkonzern konnte ich oft beobachten, dass besonders die umsatzstarken Bereiche häufig schlecht organisiert waren, dass sie schlampig und verschwenderisch mit ihrem Material umgingen, dass sie immer zu viel Personal aufbauten. Die Mitarbeiter neigten alle eher zu Arroganz als die der schlechter verdienenden Bereiche. Sie reisten mehr, hatten mehr interne Meetings, größere und teurere Büros und besonders teure Schulungen. Sie gaben viel Geld aus, um eine Einheit zu formen mit psychologischer Beratung und Abenteuer-Events, immer das, was halt eben gerade in Mode war. Immer das Neueste und das vermeintlich Beste. Das Gute war nicht gut genug. Diese Bereiche hatten aber nicht die zufriedensten Mitarbeiter und nie ein besonders gutes Betriebsklima. Die Prozesse waren niemals die besten und sie neigten zu Schlamperei und Verschwendung. Sie hatten es doch! Geld wurde reichlich verdient. Sie wurden gelobt wegen ihres guten Ertrages. Warum sollten sie sich ändern. Alles lief doch Bestens.
Zu mir als Unternehmensberater kamen sie erst, wenn ganz plötzlich etwas passierte, wenn der Umsatz auf einmal die Kosten überhaupt nicht mehr deckte. Das war ja nicht vorhersehbar! Der schleichende Rückgang der Preise und Mengen war doch normal in dem Geschäft, er wurde einfach ignoriert und gesund gebetet. Wir hatten das doch immer geschafft! Der Wettbewerber war schuld, wenn das Produkt wegen ungenügender Reinheit nicht mehr gekauft wurde. Die hatten ja die neue Anlage quasi nebenan gebaut, das auch noch mit viel zu großer Kapazität, da müssen die ja Dumping-Preise nehmen und den Markt kaputt machen. Und der Wettbewerber hatte ja die Chance, alles ganz neu zu bauen. Das konnten wir ja nie! So viel Geld gab die profitable Anlage ja nun auch wieder nicht her.
Jetzt durfte ich den Sanierer spielen, vorher hätte man mir niemals zugehört, denn was sollte das Einsparen von ein paar Euro, wenn das Geld doch nur so hereinfloss. Jetzt mussten wir große Einschnitte vornehmen und alles von Grund auf in Frage stellen. Und dies mit einer Mannschaft, die bisher nur gewonnen hatte, allerdings ohne zu kämpfen. Wie sollten wir da schnelle Erfolge erzielen? Sehen Sie die Parallele zu Ihrer Situation? Ein Unternehmen ist da nicht anders als eine Familie, hier wie dort bestimmen auch einfach nur Menschen. Menschen mit den gleichen Fehlern.

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